Waffengefährten by Konstantin Simonow
Autor:Konstantin Simonow [Simonow, Konstantin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin
veröffentlicht: 1967-05-06T00:00:00+00:00
11
In der Mongolei herrschte die um diese Jahreszeit übliche Hitze. Die Augustsonne brannte unbarmherzig den ganzen Tag und stach, wenn sie abends hinter den Vulkankuppen unterging, mit grellem Licht in die Augen. Tagsüber war es in der Jurte und im Freien gleichermaÃen schwül. Die Nachtkühle brachte nur wenig Erleichterung, denn Wolken von Stechmücken hingen über allem, was in der Steppe atmete.
Artemjew arbeitete seit Anfang Juli in der Operationsabteilung des Stabes unter der Leitung desselben Obersten Postnikow, der ihn im Mai den Pionieren entgegengeschickt hatte. Die Operationsabteilung hauste auf dem Chamardaba in drei Jurten, die in den Boden eingegraben und mit Tarnnetzen bedeckt waren. Sie waren sechs Offiziere in der Abteilung, Artemjew mitgerechnet. Der Oberst holte aus ihnen unbarmherzig das Letzte heraus und arbeitete selbst unermüdlich. Verbesserungen und Ãnderungen konnte er auf den Tod nicht leiden. Entdeckte er auch nur die kleinste Nachlässigkeit, so zwang er den Sünder, das ganze Dokument neu zu schreiben. Die geringste Abweichung bei der Eintragung der Trennungslinien zwischen den Truppenteilen auf der Karte verursachte ihm geradezu körperliche Qualen. Wegen eines überflüssigen Wortes im Lagebericht bezeichnete er den ganzen Bericht als Geschwätz und behauptete mit allen Anzeichen persönlicher Kränkung, man wolle ihn vor dem Kriegsrat blamieren.
Artemjew, der selbst Geschmack an kunstvoll sauberen Karteneintragungen fand, wurde von Postnikow öfter als die anderen eines Lobes gewürdigt, das darin bestand, daà sein Vorgesetzter ihn nicht tadelte. Postnikow hatte etwas an sich, das Artemjew anzog. Im Weltkrieg Unteroffizier und im Bürgerkrieg Zugführer, war er erst in die Frunse-Akademie eingetreten, als er sich schon der für die Aufnahme festgesetzten Altersgrenze näherte. Danach war er einige Jahre Chef des Stabes einer Division gewesen. Die Meisterung der Militärwissenschaft hatte ihn groÃe Mühe gekostet, und er duldete nicht, daà andere sich leichtfertig dazu verhielten. ÃuÃerlich einem Buchhalter nicht unähnlich, war er ein wahrer Dichter der Stabsarbeit, und in den Entschlüssen, die er ausarbeitete, paarte sich Sorgfalt mit Kühnheit.
Postnikow war in vielem unduldsam, eines aber konnte er ganz und gar nicht ausstehen, wenn nämlich junge Offiziere die Stabsarbeit miÃachteten und zur Front drängten. âDu bist Stabsoffizier, faà also einen kühnen Entschluà und steh dafür gerade", knurrte er in solchen Fällen, âund niemand hindert dich, den Backfischen daheim zu erzählen, daà du im Feuer warst."
Unter dem wachsamen Blick dieses Mannes arbeiteten Artemjew und seine Kameraden an der bevorstehenden Operation.
Die vom Bain-Zagan in den Fluà geworfenen Japaner hatten bisher nicht wieder versucht, auf das Westufer überzusetzen, sich aber desto entschlossener an das Ostufer geklammert. In diesen Kämpfen fand der Kommandeur des 149. Schützenregiments, Major Remisow, den Tod. Den Hügel, auf dem er fiel, besetzten die Japaner. An klaren Tagen konnte man ihn vom Chamardaba aus gut sehen, und in den operativen Dokumenten figurierte er schon seit langem als Remisowhöhe.
So sinnlos die erbitterten Kämpfe um einige Dutzend Sandhügel auch scheinen mochten, die Japaner zahlten den ganzen Juli hindurch bereitwillig einen hohen Blutzoll für jeden von ihnen besetzten Quadratkilometer Wüste. Erst gegen Anfang August stellten sie ihre Angriffe ein und gingen eifrig dazu über, das eroberte Gelände zu befestigen. Sie
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